Ju-Jutsu

Praxisnahe Selbstverteidigung

Ju-Jutsu (jap. 柔術) als „sanfte Kunst“ übersetzt), ist ein modernes, praxisnahes und effektives Selbstverteidigungssystem. Ju-Jutsu enthält Elemente aus dem Karate, Judo, Aikido und Jiu-Jitsu und versetzt die Trainierenden in die Lage, sich und andere ohne Waffen vor Angriffen zu schützen. Beim Ju-Jutsu wird bereits mit einer kleinen Auswahl von Verteidigungstechniken von Anfang an ein größtmöglicher Nutzen durch unterschiedliche Anwendung erzielt. Bestehende Konzepte werden kontinuierlich erweitert und optimiert, ohne sich an die Einschränkungen bestimmter Stile oder Philosophien zu halten.

Ju-Jutsu kann von Menschen unterschiedlichen Alters und Geschlecht ausgeübt werden. Insbesondere für Frauen sind Konzepte ausgearbeitet worden, die ihnen Methoden und Mittel an die Hand geben, sich effektiv gegen Belästigungen und Übergriffe zu Wehr zu setzten.

Video: Sascha Pries / SVP

Ju-Jutsu Techniken

Die Vielfältigkeit des Ju-Jutsu zeigt sich anhand seiner bestehenden Elemente. Hierzu gehören:

  • Bewegungslehre
  • Falltechniken (Fallschule)
  • Abwehrtechniken
  • Bodenkampf
  • Atemitechniken (verschiedene Stoß-, Schlag- und Tritttechniken sowie Blocktechniken, Knie und Ellenbogen)
  • Wurftechnik
  • Hebeltechniken
  • Würgetechniken
  • Sicherungstechniken, Festlegetechniken
  • Nothilfe-Techniken
  • Waffenabwehr, gezielte Entwaffnung von Gegnern
  • Transporttechniken
  • Nervendruckpunkttechniken

Ju-Jutsu Wettkampfsystem

Im Leistungssportbereich verfügt Ju-Jutsu über ein Wettkampfsystem, das einen sportlichen Vergleich zulässt. Deutsche und internationale Meisterschaften, wie Europa- und Weltmeisterschaften, werden nach einem einheitlichen europäischen System ausgekämpft. Im Ju-Jutsu finden verschiedene Wettkämpfe statt, welche von unterschiedlichen Gruppen und Verbänden ausgerichtet werden. Bei den Wettkampfsystemen handelt es sich um:

  • Allkampf
  • Duo-System
  • Fighting-System
  • Formenwettkampf
  • Newaza

Für Wettkampf-Interessierte

Wer wettkampfbezogen trainieren will, hat bei uns viele Möglichkeiten. Wir trainieren und starten in mehreren, ganz unterschiedlichen Wettkampf-Systemen, z.B. im Allkampf, im Fighting oder im Submission Grappling. Die SVP kann, sehr unterschiedliche „Kamfpprofile“ darstellen.

Im Kampftraining ist neben der konditionellen und technischen Ausbildung auch genügend Bandbreite vorhanden, um unterschiedliche Schwerpunkte trainieren zu können. Unsere Wettkämpfenden trainieren auch gern phasenweise in anderen Budosportarten in unserem Verein, um spezielle Techniken weiterzuentwickeln.

In der Erwachsenengruppe wird schwerpunktmäßig im Allkampf-Bereich trainiert, da der Allkampf allen Budosportarten offen steht und der „Blick über den Tellerrand“ und auch die Begegnung mit Herausforderungen aus anderen Budosportarten hier im Vordergrund steht und von den meisten erwachsenen Trainierenden bevorzugt wird.

Im Allkampf kann es durchaus etwas härter als im Fighting zur Sache gehen, wobei die Vermeidung von Verletzungen durch das Regelwerk den Veranstaltern von Allkämpfen ein sehr wichtiges Anliegen ist. Harte Treffer zum Körper sind erlaubt, harte Treffer zum Kopf oder Drehhebel zum Beispiel nicht. So bleibt die wettkampfmäßige Auseinandersetzung spannend und anspruchsvoll, aber fair und weitgehend verletzungsfrei.

Durch unsere rege Teilnahme an unterschiedlichen Wettkämpfen in ganz Deutschland und im Ausland sind viele, zum Teil seit Jahren bestehende Kontakte zu anderen Sportvereinen, Trainingebenden und Wettkämpfenden entstanden. Bodenkampf, Stockkampf, Selbstverteidigung gegen Messerangriffe und vieles andere mehr, hat unsere Horizonte erweitert und regt uns zu immer neuen Trainingsperspektiven an.

Darüber hinaus ist die Teilnahme an Wettkampfturnieren immer freiwillig.

Graduierung

Wie in anderen Budokünsten auch, wird der Trainingsfortschritt im Ju-Jutsu durch Gürtelgrade angezeigt. Unterschieden werden Schüler- (Kyū-) und Meister- (Dan-) Grade. Erworben werden die Gürtel durch Bestehen einer Prüfung oder durch Verleihung. Dan-Grade oberhalb des 5. Dan können nur noch verliehen werden. Träger des 6. Dan oder höher werden auch als Großmeister bezeichnet.

Aufsteigend von den Kyū- zu den Dan-Graden, gibt es die Graduierungen in den Farben Weiß (6. Kyu ), Gelb (5. Kyu), Orange (4. Kyu), Grün (3. Kyu), Blau (2. Kyu), Braun (1. Kyu), Schwarz (1.-5. Dan), Rot-Weiß (6.-8. Dan), Rot (9.-10. Dan).  Für Kinder bis 15 Jahre gibt es darüber hinaus noch Zwischenstufen – je zwei zum 5. und 4. Kyu sowie je eine zum 3. bis 1. Kyu.

Eine Gürtelprüfung bietet allen Altersgruppen Herausforderung und Motivation fürs Trainieren auch abseits des Wettkampfgeschehens.

Geschichte

Das heutige Ju-Jutsu wurde 1967 von hohen Danträgern verschiedener Budosportarten in Deutschland entwickelt. Mit Franz-Josef Gresch, Werner Heim, Otto Brief, Richard Unterburger, Klaus Münstermann und weiteren Danrägern erhielt das Deutsche Dan-Kollegium vom deutschen Bundesinnenministerium den Auftrag, Techniken aus Jiu Jitsu, Judo, Karate, Aikidō und anderen Kampfsportarten zu einem neuen Selbstverteidigungssystem zusammenzustellen. Ziel war es, für Polizei, Zoll, Justiz und Streitkräfte ein effektives, stiloffenes und stilübergreifendes System der waffenlosen Selbstverteidigung zu finden.

Aus den unterschiedlichen Kampfkunststilen fasste die Kommission diejenigen Techniken zusammen, die für die tägliche Praxis dieser Berufsgruppen am besten erschienen. Da die „sanften“ Techniken gegenüber Tritten und Schlägen überwogen, wurde es „Sanfte Kunst“ genannt. Und weil Ju-Jutsu so effektiv ist, wurde es bei der Polizei aller Bundesländer und dem Bundesgrenzschutz als dienstliches Pflichtfach eingeführt. Während am Anfang vor allem Polizeipersonal Ju-Jutsu erlernt und geprägt haben, zählt der Deutsche Ju-Jutsu Verband heute über 60.000 aktive Mitglieder.

Im Ju-Jutsu sind die Erkenntnisse der Ursprungs Budo-Disziplinen, aber auch neue unter dem Grundsatz „aus der Praxis für die Praxis“ zu einer modernen und sehr wirkungsvollen Selbstverteidigung zusammen geschlossen worden. Das neue System geht nicht vom Angriff aus, sondern primär von den Selbstverteidigungstechniken. Die Techniken sind in den einzelnen Prüfungsprogrammen für Lernende- und Meistergrade nach Schwierigkeitsstufen geordnet. Jede Verteidigungstechnik ist gegen mehrere Angriffsarten anwendbar und beständig zu üben mit dem Ziel, die Bewegungsabläufe zu automatischen Reflexen (sog. Automatismen) im Unterbewusstsein zu entwickeln.

In Kombinationen sind die Techniken dann sinnvoll zu verbinden und in der „freien“ Verteidigung gegen „freie“ Angriffe zur echten Kunst der Selbstverteidigung zu perfektionieren. Durch diese vielseitige Anwendbarkeit gegen alle Arten von Angriffen ergeben sich weit mehr als 1000 Verteidigungsmöglichkeiten.

Ursprung

Die Ursprünge des heutigen Ju-Jutsu gehen noch weiter zurück und finden sich im Jiu-Jitsu (jap. 柔術, „Die sanfte Technik / Die nachgebende Kunst“) eine von den japanischen Samurai stammende Kampfkunst der waffenlosen Selbstverteidigung. Das Jiu-Jitsu fand seinen Weg bereits um die Jahrhundertwende (19./20. Jhd) durch Matrosen nach Europa. 1906 gründete Erich Rahn in Berlin die erste Jiu-Jitsu-Schule erwarb sich damit damit das historische Verdienst, die Kunst der japanischen Selbstverteidigung in Deutschland etabliert zu haben. Seine Schule besteht noch heute in Berlin. 1922 folgten u.a. die Altmeister Alfred Rhode in Frankfurt/Main und Otto Schmelzeisen in Wiesbaden mit Vereinsgründungen.

Die Griffe und Schläge wurden im Laufe der Zeit mit Ringergriffen und Boxtechniken vermengt und als Selbstverteidigung propagiert. Es entstand sozusagen ein „europäisches Jiu-Jitsu“, eine Art Verteidigung, bei der wenig vom „nachgebenden“ oder „ausweichenden“ Prinzip zu erkennen war. Enthaltene Elemente wurden im Judo, aber auch im Karate, Aikido usw. fortentwickelt und spezialisiert.

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