Ein kleines Jubiläum konnten Veranstalter Knut Riedel und insgesamt etwa 70 Teilnehmende mit dem aus England stammenden Kampfkunst-Experten Iain Abernethy (7. Dan Karate, WCA) vom 24. bis 26. Mai 2024 mit einem weiteren, sehr gut besuchten Karate- und Selbstverteidigungs-Lehrgang im Budocentrum der Sportvereinigung Polizei Hamburg (SVP) feiern.
Bereits am Freitagabend startete Iain mit einer Sonder-Trainingseinheit im Rahmen des Mastertrainings des Hamburger Karate Verbandes (HKV). In seiner Anwendungs-Interpretation (Bunkai) der Kata Tekki Shodan (Shotokan-Stil) bzw. Naihanchi (in anderen Karate-Stilen) stellte Iain die Befreiung aus dem Clinch in den Mittelpunkt. Für die meisten der ca. 40 hochgraduierten Karate-Ka war diese Annäherung recht unüblich, weil die Auseinandersetzung mit dem Gegenüber im Karate normaler Weise nicht im Nahkampf, sondern in Schlag- und Tritt-Distanz durchgeführt wird. Trotzdem wurde Iains Auslegung der Kata von allen Beteiligten mit großem Interesse und Engagement in den Partnerübungen aufgenommen und hinterher auch von Einigen noch weiter im Restaurant Budopoint diskutiert.
Am Samstag folgten dann 5,5 Stunden intensive Auseinandersetzung mit der ersten Hälfte der Kata Bassai-Dai bzw. Passai. Auch hier interpretierte Iain die Sequenzen der Kata konsequent als Nahkampf mit dem Ziel, durch die Manipulation der Arme des Gegenübers in eine vorteilhafte Position für einen Faust- oder Ellenbogenstoß, einen Handkantenschlag oder einen Tritt in die Beine oder den Körper zu gelangen.
Wem das nicht genug körperliche Auseinandersetzung war, konnte in den Pausen beim parallel in der CC-Halle stattfindenden Hamburg Allkampf Cup für Newcomer „reale“ Kämpfe nach dem Allkampf-Regelwerk beobachten.
Am Sonntag stand dann wieder pure Selbstverteidigung im Mittelpunkt. Wie schon in seinen früheren Einheiten zum Thema betonte Iain, wie wichtig es ist, Handlungsprogramme tief einzudrillen, um sie im Ernstfall nahezu automatisch abrufen zu können. Besonderen Wert legte er auch diesmal wieder auf das aktive Weglaufen, so dass in den drei Dojos des Budocentrums zwar ein ziemliches Chaos herrschte, es glücklicher Weise aber zu keinerlei Verletzungen kam. Neben vielen taktischen Hinweisen zum Selbstschutz waren konkrete Themen das präventive Zuschlagen, wenn ein Gegenüber die eigenen Grenzen überschreiten sollte, der Umgang mit mehreren Angreifenden sowie das Beschützen von bzw. die gemeinsame Flucht mit Anderen. Den Abschluss bildeten Hinweise, wie man selbst mit einer Pratze allein die Härte der eigenen Schlag-Techniken üben und verbessern kann.
Und auch die traditionelle Sightseeing-Tour durfte zum Jubiläum nicht fehlen. Etwas überrascht fand sich die Gruppe am Samstagabend inmitten des Schlagermoves wieder, besichtigte das Bismarck-Denkmal, genoss die Aussicht über den Hafen von der Tower Bar und kehrte nach einer kurzen Fährfahrt über die Elbe schließlich in einem ur-hamburgerischen Fischrestaurant ein. Dabei zeigte sich Hamburg für Iain und drei weitere ausländische Gäste mit perfektem Wetter und von seiner sonnigsten Seite.
Veranstalter Knut Riedel (SVP, 5. Dan Karate, 1. Dan Ju-Jutsu) war wieder hoch zufrieden mit der Veranstaltung: „Trotz hoher Konkurrenz durch viele andere Veranstaltungen und bestes Wochenend-Wetter konnten wir wieder eine beeindruckende Zahl an Teilnehmenden begrüßen, darunter viele, die Iain diesmal zum ersten Mal erlebt haben. Nach dem sehr erfolgreichen ersten Sonder-Mastertraining mit Christian Wedewardt im März kamen auch noch einmal mehr Karate-Ka zum ‚Schnuppern‘ am Freitag und das Budocentrum etabliert sich damit immer weiter zu einer Anlaufstelle für praktisch ausgerichtetes Karate und Selbstverteidigung.“
So haben die beiden auch schon den nächsten Termin mit Iain festgemacht: Vom 9. bis 11. Mai 2025 wird der Meister seinen nächsten Lehrgang in Hamburg geben. Im Mittelpunkt wird dann ein ganzes Wochenende lang seine Anwendungs-Interpretation der Kata Kanku-Dai bzw. Kushanku stehen.
Text: Knut Riedel (SVP) / Fotos: Andreas Rasche (SVP)