Joshua Stubbe (32 Jahre), Mitglied im Combat Team der Sportvereinigung Polizei Hamburg (SVP), hat am 6. Mai 2023 seinen Debüt-Kampf in der Amateur-Sektion von WeLoveMMA souverän in der zweiten Runde durch Submission (Aufgabe seines Gegners) gewonnen. Hier ein Interview, wie er den Kampf wahrgenommen hat, wie er sich vorbereitet hat und wie seine weiteren Pläne aussehen.
Frage: Wie war es im Oktagon? Wie hast du deinen Kampf erlebt?
Es war sehr spannend, obwohl ich das Ganze mehr wie im Film erlebt habe. Ich war nicht nervös, sondern hatte mich sehr weit in mich selbst zurückgezogen, um das Lampenfieber nicht an mich heranzulassen. Während des Kampfes hatte ich durchgängig einen guten Überblick darüber, was gerade mit mir und meinem Gegner geschah. Dass ich gewonnen hatte und es nun vorbei war, habe ich erst in der Umkleide so richtig realisiert. Überwiegend habe ich „nach Plan“ funktioniert und nicht mehr allzu viel von der Außenwelt mitbekommen.

Frage: Wie war denn der Plan?
In der Vorbereitung sind wir davon ausgegangen, dass mein Gegner vor allem darauf aus sein wird, den Kampf auf den Boden zu bringen. Einmal weil er mehr Erfahrungen im Ringen hat als im Standkampf und auch die entsprechende Muskulatur. Zum Zweiten, weil es im Netz nur zwei Kämpfe von mir zu sehen gibt, in denen es wirkt, als wenn ich eher ein Standkämpfer wäre – was so nicht stimmt, aber die Kämpfe vermitteln eben diesen Eindruck und das wollten wir nutzen. Der Plan war daher, ihn auf Distanz zu halten und nur mit kurzen, aber harten Schlagkombinationen anzugreifen und danach direkt wieder aus seiner Take-Down Reichweite zu verschwinden. Sollte es ihm doch mal gelingen, mich zu Boden zu bringen, sollte ich versuchen, möglichst schnell wieder in den Stand zu kommen.
Unsere Vermutungen waren richtig und mein Gegner hat dann tatsächlich sehr schnell und konsequent immer wieder versucht, mich zu Boden zu bringen. Das hat leider grundsätzlich besser geklappt als angedacht. Jedoch: Der Take-Down Eingang war zwar schnell, bis ich auf dem Boden war, hat es dann aber doch gedauert. Während dieser Zwischenphasen konnte ich viele Treffer auf seinen ungeschützten Kopf landen. Als er mich schließlich zu Boden gebracht hatte, konnte ich die Situation jedes Mal noch kontrollieren und mich auch wieder in den Stand zurückarbeiten. Dieser Zyklus hat sich einige Male wiederholt, bis er einen Moment unaufmerksam war und ich ihn abwürgen konnte. Da machte er aber auch schon einen sehr benebelten Eindruck von den vielen Kopftreffern. Ich habe zum Glück nur zwei „Streifschüsse“ abbekommen und war entsprechend klar im Kopf. Insgesamt habe ich also nach Plan gearbeitet – zumindest zur Hälfte.
Frage: Wie hattest du dich vorbereitet?
Ich hatte Anfang des Jahres schon mit den ersten Vorbereitungen begonnen und Grundausdauer auf- und „Winterspeck“ abgebaut. Zum Glück, denn die größten Sorgen habe ich mir in der eigentlichen Vorbereitungsphase immer um mein Gewicht gemacht, es galt nämlich immer noch, einige Kilos loszuwerden. Das Fokussieren auf das Erreichen des Gewichts hat mich aber auch davon abgehalten, Angst oder Zweifel vor dem eigentlichen Kampf aufkeimen zu lassen.
Elf Jahre Turniererfahrung im Allkampf und auch meine zwei GEMMAF Kämpfe haben mir zusätzliche Sicherheit gegeben, dass ich auch mit Vollkontakt umgehen kann – auch wenn ich das für mich typische „Spielen“ [Fokussieren auf den Spaß am Kampf, statt auf das schnell Besiegen des Gegners] eliminieren musste. In der Vorbereitung habe ich in der Regel viermal pro Woche Allkampf trainiert, zusätzlich zweimal Brazilian-Jiu-Jitsu (BJJ). Dazu kamen im Wechsel Sumakra [ein spezielles Training in der SVP für Schnell- und Maximalkraft] und gemeinsames Krafttraining mit Pierre [Britz, der eigentlich bei der selben Veranstaltung kämpfen sollte, aber kurz vorher durch eine Verletzung ausgefallen ist]. Dazu kamen Laufeinheiten in Eigenregie. Insgesamt war ich daher vier bis fünf Tage pro Woche im Budocentrum. Nur der Samstag war mir heilig als trainingsfreier Tag.
Neben der gemeinsamen Krafteinheit habe ich auch in den Sparrings sehr intensiv mit Pierre zusammen trainiert und war deswegen besonders betrübt, dass er diesmal nicht antreten konnte. Am Ende wurde es dann allerdings auch für mich nochmal schwierig, weil ich 2,5 Wochen vor dem Kampf eine Bindehautentzündung bekommen habe und damit in der eigentlich wichtigsten Phase an die Couch gefesselt war. Da mein Gegner erst drei Wochen vor dem Kampf bekannt gegeben wurde, hatte ich kaum Gelegenheit, mich speziell auf ihn vorzubereiten und auch mein Fitness-Zustand war direkt vor dem Kampf etwas unsicher. Eine Woche vor dem Kampf war die Krankheit aber rechtzeitig durchgestanden und wir konnten am Sonntag vor dem Kampf noch ein finales Training absolvieren. Dabei konnten wir feststellen: Fitness und Motivation waren noch ausreichend vorhanden und ich konnte antreten.

Bei wem möchtest du in diesem Zusammenhang bedanken?
Natürlich dem ganzen Trainer-Team des Combat Team Hamburg, dann insbesondere Pierre, meiner Freundin und auch den vielen, vielen Sparring-Partnern, die mich während der ganzen Zeit sehr gut unterstützt haben. Ich muss auch sagen, dass ich mit meinem Gegner wirklich Glück hatte. Beim „Stare-Down“ [die rituelle Gegenüberstellung vor dem Kampf, bei der sich die Kontrahenten mehr oder weniger böse in die Augen blicken] waren wir uns sofort sympathisch und es war klar, dass hier keiner darauf aus sein würde, den anderen übermäßig brutal anzugehen. Anne [Merkt, leitende Trainerin des Combat Teams] musste mich daher nochmal beiseite nehmen und mir einschärfen, jetzt doch bitte mal in den Modus kommen, meinem Gegner trotzdem auch wirklich weh tun zu wollen. Denn nicht „Überleben“ sei das Ziel, sondern „Gewinnen“ – und das funktioniert nicht ohne Aggression gegen den anderen.

Welche Pläne hast Du jetzt nach diesem gelungenen Debüt?
Ich möchte auf jeden Fall noch zwei oder drei weitere Amateur-Kämpfe im Oktagon machen und zum Abschluss mindestens einen Profi-Kampf. Ich selbst vermeide es, in der Heimat zu kämpfen, da ich den zusätzlichen Siegesdruck eines „Lokalmatadoren“ als sehr störend empfinde.

Es werden bei WeLoveMMa in Hamburg [am 25.11.2023] aber Kämpfer aus unserem Team vertreten sein und ich freue mich schon darauf, diejenigen wieder in der Vorbereitung zu unterstützen, wie auch ich unterstützt wurde – auch wenn es immer wieder weh tut. Und ich hoffe natürlich drauf, dass möglichst viele aus unserem Verein zum Anfeuern dabei sein werden.
Vielen Dank für das Interview und noch viel Erfolg und Glück auf deinem weiteren Weg. Interview/Text: Knut Riedel (SVP)
Anmerkung: Der Kampf „DANNY WIENHOLZ VS JOSHUA STUBBE“ ist nach kostenloser Registrierung auf https://welovemma.de/danny-wienholz-vs-joshua-stubbe/ abrufbar.