Zum inzwischen vierten Mal besuchte Tobias Brodala am 12. und 13. April 2025 das Budocentrum der Sportvereinigung Polizei Hamburg (SVP), diesmal zum Selbstverteidigungs-Workshop „Uncut – Messerkonfrontationen“.
„Messer“ ist ein Thema in der praktischen Selbstverteidigung, zu dem es viele leidenschaftliche Meinungen gibt, bis hin zu apokalyptischen Statements wie „gegen einen geübten Gegner mit einem Messer hat niemand eine Chance“. Wie bereits in den vorherigen Teilen seiner Selbstverteidigungs-Reihe basiert der Ansatz von Tobias auch bei diesem Thema auf der umfangreichen Analyse von Video-Mitschnitten realer Vorfälle und einem „ganzheitlichen“ Auffassen einer möglichen Übergriff-Situation als „Lage“. Einige zentrale Erkenntnisse: Es gibt keine prototypischen „Messer-Lagen“, nahezu keine Messer-Konfrontation wird mit den in Kampfkunst- und Selbstverteidigungs-Systemen gelehrten technischen Abläufen entschärft und nur die wenigsten Konfrontationen enden tatsächlich mit einer tödlichen Verletzung des Opfers.

Wie immer folgt daraus für Tobi: Das Ziel des Workshops muss es sein, die Teilnehmenden als „normale Menschen“ abzuholen und das zu trainieren, was beobachtbar war, wenn Menschen möglichst unverletzt aus entsprechenden Lagen herauskamen. Zentraler Schlüssel dabei: Nicht von der Prämisse ausgehen, dass ein Übergriff mit Messer-Einsatz unmittelbar bevorsteht oder bereits erfolgt (wie in den meisten Systemen üblich) – sondern zunächst möglichst viele Informationen dazu sammeln, was das Gegenüber überhaupt will und welche Bedeutung das Messer dabei haben könnte.


Die von Tobias vorgestellten und auf realen Vorkommnissen basierenden Szenarien waren vielfältig, mussten aber von „Täter:innen“ und möglichen „Opfern“ selbst mit situativen und psychologischen Details ausgefüllt werden: Ein umher irrender Mensch mit einem Messer, der verzweifelt mit „ihr“ reden möchte. Ein Mensch in der U-Bahn, der ein Messer aus der Tasche zieht, als sich jemand neben ihn setzt. Ein Mensch mit Messer in der WG-Küche, der sich schwer genervt seinen Mitbewohner:innen zuwendet. Ein Mensch mit Messer, der wütend an der Nachbarstür Sturm klingelt. Ein Mensch zieht ein Messer nach der Frage, ob er bezahlt habe. Oft kam es zu Kämpfen – entscheidender Lerneffekt war aber allzu oft die Erfahrung, dass das „Opfer“ entscheidende Signale des bewaffneten Gegenübers übersehen oder falsch gedeutet hatte, die dieses erst zu einem „Angreifer“ oder einer „Angreiferin“ werden ließ.


Aber auch kämpferische Übungen gab es einige. Hier ging es darum, das einfache Schema „clear – control – counter“ zu üben: In bewusster Verlangsamung die Ausgangsposition und die Angriffsbewegungen des Messers erkennen, diesen entgegen wirken (ohne sich zu verletzen), den Unterarm zu fassen bekommen und mit vollem Körpereinsatz Distanz zwischen den eigenen Körper und das Messer bringen. Wie schon bei „Nahkampf“ und „Taktischer Bodenkampf“ ging es v.a. darum, „Schub“ auf das Gegenüber auszuüben, basale Techniken des Ringens einzusetzen und ansonsten auf jene körperlichen Attribute und Kampffähigkeiten zurück zu greifen, die die Teilnehmenden je individuell „mitgebracht“ hatten. Auch hier war es für Tobias wieder wichtig zu betonen, dass er in seiner Video-Analyse nie ausgefeilte Entwaffnungen oder bewusste Wechsel der Messer-Hand hatte beobachten können – unter Stress bewegen sich „Opfer“ wie „Täter:innen“ eher grobmotorisch und kampfsportlerisch nur mäßig intelligent.
Fotogalerie:
Die Organisatoren Andreas Rasche und Knut Riedel (beide SVP) waren wieder sehr zufrieden: „Wir freuen uns, dass wir mit diesem Thema, bei dem sich bekanntlich die Geister scheiden, wieder unsere Obergrenze erreicht haben.“ Und Tobias Brodala fasst zusammen: „Ich bin sehr froh, dass wir trotz der intensiven körperlichen Erfahrung an beiden Tagen vollzählig geblieben sind und sich niemand verletzt hat. Wir hatten es wie immer im Budocentrum Hamburg mit einer sehr angenehmen Trainingsgruppe zu tun, das ist inzwischen eine richtige Community.“ Entsprechend planen die drei auch schon den nächsten Termin im Budocentrum Hamburg im nächsten Jahr, dann mit dem Thema „Kontroll-Optionen“.
Text: Knut Riedel (SVP), Fotos: Andreas Rasche (SVP), Video: Lars Drews (SVP), Musik: inaudio.org