Das Combat Team der Sportvereinigung Polizei Hamburg – Budoabteilung (SVP) hat hoch kompetenten Zuwachs bekommen: Die drei Brüder Djabrail (16 Jahre), Baisangur (18) und Djamlai Bersanukaev (19) sowie ihr Cousin Rasul Apaev (23) sind angetreten, um die Turnier-Landschaft kräftig durcheinander zu bringen.
Die vier jungen Männer stammen aus Tschetschenien und sind gemeinsam mit ihrer Mutter aufgrund der Auswirkungen des Ukraine-Krieges Anfang September 2022 nach Deutschland geflohen. Nach fünfwöchiger Flucht über Russland, Weißrussland und Polen waren sie schließlich in Hamburg angekommen. Durch eine private Verbindung kam der Kontakt mit Muhammad Islamhanov zustande, SVP-Trainer für Kickboxen und Allkampf. Dieser holte die vier ins Budocentrum Hamburg und hier werden sie seitdem speziell von ihm unterstützt und begleitet.
Muhammad stammt selbst aus Tschetschenien. Nach seiner Flucht nach Deutschland vor neun Jahren war Olaf Hommel (SVP-Trainer Ju-Jutsu und Allkampf) seine erste Bezugsperson und ist bis heute ein wichtiger Begleiter und Freund. Mit Ju-Jutsu- und Allkampf-Trainer Rolf Brauße als Unterstützer zog Muhammad dann in das Combat Team Hamburg ein. Inzwischen ist der vielseitige Kämpfer selbst ein wichtiges Mitglied im Team der Combat Team Coaches geworden und gibt wöchentlich Training in Kickboxen für Jugendliche wie Erwachsene und Allkampf. „In Teilen erkenne ich mich natürlich selbst in den Jungs wieder“, sagt Muhammad, „einerseits kann ich sie hoffentlich vor einigen unglücklichen Erfahrungen bewahren, die ich selbst machen musste. Vor allem möchte ich sie aber mit meiner Erfahrung darin unterstützen, sich zu integrieren und ihre Begabungen als Kämpfer auszubauen.“
Anne Merkt (SVP-Trainerin Allkampf sowie Leiterin und Spartensprecherin des Combat Teams) und Rolf Brauße unterstützen Muhammad in diesem Engagement und als Head-Coaches freuen sie sich über den talentierten Zuwachs des Combat Teams. Denn begabt sind die vier offensichtlich: Insgesamt vier goldene, zwei silberne und eine bronzene Medaille brachten sie von den Internationalen Luta Livre Championships (ILLCS) am 11.03.2023 in Hannover zurück – ein wahrer Durchmarsch auf diesem anspruchsvollen und von 400 Teilnehmenden besuchten Turnier. Wenige Wochen vorher war der jüngste der Brüder, Djabrail, bereits erfolgreich in seinem ersten Amateur MMA Kampf aufgetreten. Djabrail und Baisangur haben das klare Ziel, über das BJJ / Luta Livre hinaus auch in die Welt des MMA einzusteigen.
Der Vorstand der Budoabteilung der SVP Hamburg unterstützt dabei gerne. Wolfgang Müller, 1. Vorsitzender, sieht darin ein gelungenes Beispiel für „gelebte Integration“: „Im Sinne unserer Vereinsphilosophie verstehen wir Kampfsport als eine Plattform, um ganz unterschiedliche Menschen zusammen zu bringen. Auf der Matte interessiert erstmal nicht, wer du bist oder wo du herkommst. Man macht gemeinsam Erfahrungen und im direkten körperlichen Kontakt stellen sich oft freundschaftliche Kontakte her, für die man nicht einmal dieselbe Sprache sprechen muss.“
Und auch die übrigen Vereinsangehörigen profitieren – denn wie oft bekommt man sonst die Chance, gemeinsam mit so versierten und hoch motivierten Trainingspartnern zu trainieren?
Die Zukunft der vier Nachwuchskämpfer ist leider nach wie vor noch unklar, derzeit besuchen sie die Schule und Sprachkurse. Klar ist immerhin schon der nächste Turnier-Termin: Am 27.05.2023 werden die vier am Hugging Day im Budocentrum teilnehmen. Und auch weitere Veranstaltungen haben sie und Muhammad bereits fest im Visier.
Die Budoabteilung der SVP gratuliert herzlich und wünscht den Vieren weiter viele Erfolge – auf der Matte und darüber hinaus. Text: Knut Riedel, Muhammad Islamhanov, Jasmin Thiele (alle SVP); Foto: privat