„Die Distanz vernichten“ – Nahkampf-Workshop mit Tobias Brodala

Am 18. und 19. November 2023 fand im Budocentrum der Sportvereinigung Polizei Hamburg (SVP) der zweite Selbstverteidigungs-Workshop mit Tobias Brodala statt, diesmal mit dem Schwerpunkt Nahkampf.

Flucht sollte immer die erste Wahl in einer (körperlichen) Bedrohungssituation sein. Aber was, wenn diese Option nicht besteht? Genau dies war die Prämisse für Tobias Brodalas zweiten Selbstverteidigungs-Workshop im Budocentrum: Das gegnerische Gegenüber ist körperlich überlegen, bereit Gewalt anzuwenden, und es besteht keine direkte Möglichkeit, den Schauplatz des Übergriffs zu verlassen.

Wenn es in den Nahkampf geht, wird es eng: Selbstverteidigungsworkshop mit Tobias Brodala im Budocentrum Hamburg

Das taktische Ziel war damit schon mit dem Titel der Veranstaltung klar: Sich nicht den Schlägen des Gegenübers ausliefern, sondern rein in den „Nahkampf“ – oder wie es Tobias in seiner speziellen Sprache ausdrückt: „Die Distanz vernichten.“ Im direkten Kontakt galt es dann, das Gegenüber aus der „Viertel-Position“ (sprich: schräg von vorne oder hinten) mit Techniken aus dem Ringen zu „binden“, per „Hub“ und Schub“ zu verschieben, so die Initiative zu behalten und schließlich aus sicherer Position durch kurze Schläge mit Faust oder Handballen zu „zermürben“.

So weit, so klar. Die technische Umsetzung in immer neuen Szenarien mit immer neuen Teil-Aufgaben machte dann den eigentlichen Inhalt dieses insgesamt achtstündigen „Praxis-Workshops“ aus – von Tobias selbst als die körperlich anstrengendste seiner Veranstaltungen angepriesen. Für den 45-köpfigen Workshop-Kreis war es daher am Samstag eine sehr schweißtreibende Angelegenheit, entweder mit konstantem oder mit wechselndem Gegenüber immer wieder die „Basics“ und die verschiedenen Arten der körperlichen Manipulation des Gegenüber zu bearbeiten.

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Durch kleinere Verletzungen oder pure Erschöpfung wurde es dann am Sonntag etwas leerer. Hier kamen die aktive Überwindung der Distanz mit dem richtigen Timing, der Einsatz von Schlägen und schließlich das Zu-Boden-Bringen des Gegenübers hinzu. Und auch hier machte stete Wiederholung wieder den entscheidenden Ausschlag. Zweifellos in Erinnerung bleiben wird die Übung, neben dem Bein des Gegenübers zu knien, sich mit diesem „zu verbinden“ und dessen Po-Backe mit seitlichen Haken und Upper-Cuts zu malträtieren. Das Ziel war hier die Erfahrung, wie und mit welcher Intensität man selbst auf die spezielle Struktur eines realen menschlichen Körpers einschlagen kann (außen Haut und Muskeln, innen harte Knochen), ohne dass das Handgelenk abknickt und ohne wirklich Schaden anzurichten. Dabei wurde Tobias nicht müde zu betonen, dass es sich hierbei NICHT um eine sinnvolle Zielzone für einen Konter handelt, sondern um eine Möglichkeit, derartige Schläge sowohl realistisch als auch verletzungssicher zu trainieren.

Die Organisatoren Knut Riedel und Andreas Rasche (SVP) waren wieder sehr zufrieden: Die Zahl der Anmeldungen war nochmals leicht höher als im letzten Jahr und erreichte damit zum zweiten Mal eine Rekord-Marke; dabei überraschte die Organisatoren v.a. die hohe Zahl von Teilnehmenden von außerhalb des Budocentrums. „Es hat wieder alles wunderbar geklappt, auch wenn wir das Budocentrum durch die Einschränkungen der Sanierungen nicht ganz von seiner allerbesten Seite zeigen konnten“, so Knut Riedel. Und Andreas Rasche: „Das waren zwei sehr intensive Tage, in denen die besondere, sehr pragmatische Herangehensweise von Tobias wieder deutlich wurde: keine fancy Techniken, sondern immer wieder Basics mit einer klaren taktischen Zielsetzung.“

Dabei waren auch diesmal wieder die Krav Maga Trainingsleitenden des Budocentrums Farhad Bawar und Isabella Semeraro sowie Tai-Chi Trainer Thomas Börnchen. „Tobias‘ Workshops sind immer ein Highlight auf meiner eigenen Liste“, sagt Isabella, „Ich nehme da nicht nur als Teilnehmerin extrem viel mit, sondern auch aus der Perspektive der Trainerin.“

Nicht ungenannt bleiben darf die tolle Unterstützung durch Sven Römmich, dem neuen Leiter des Restaurants Budopoint, mit Kaffee, Kaltgetränken und leckeren Muffins an beiden Tagen – die Teilnehmenden dankten es ihm durch rege Nachfrage und angeregte Gespräche in den Pausen.

Für Tobias Brodala war es der gelungene Abschluss eines intensiven Jahres: „Wie schon beim letzten Mal war die Zusammenarbeit mit dem Budocentrum Hamburg wieder ein Traum. Wir hatten wieder viele Teilnehmende, aber keine ‚großen Egos‘ an Bord. Die Organisation hat wunderbar geklappt und auch wenn der geplante Ausflug nach St. Pauli aufgrund des Regens buchstäblich ins Wasser gefallen ist, habe ich mich wieder sehr wohl gefühlt.“

Noch sind Tobias‘ Pläne für das nächste Jahr nicht ganz klar, aber wir hoffen sehr, ihn schon bald wieder begrüßen zu können.

Text: Knut Riedel, Andreas Rasche / Fotos: Andreas Rasche, Alexander Kohfahl, Farhad Bawar (SVP).