Iain Abernethy: Karate konsequent als Selbstverteidigung verstanden

Zum ersten Mal kam der englische Kampfkunstmeister Iain Abernethy (7. Dan Karate WCA) am 4. und 5. September 2021 nach Hamburg und gab im Budocentrum der Sportvereinigung Polizei Hamburg (SVP) einen Karate- und Selbstverteidigungs-Lehrgang.

Tag 1

Am Samstag stand Karate auf dem Plan. Iain interpretierte die Kata Heian Godan konsequent als Selbstverteidigungs-System im Nahkampf. Seine Ausführungen umrahmte er immer wieder mit persönlichen Anekdoten und Zitaten aus den Schriften alter Karate-Meister, die einerseits für viel Gelächter und andererseits für Erstaunen sorgten. Iain demonstrierte so, dass Karate deutlich mehr beinhaltet als jene Schlag- und Tritt-Techniken, für die es allgemein bekannt ist – anwesende Ju-Jutsu-Ka erkannten zum Beispiel unschwer Schulterwürfe, Handseit- und Armstreck-Hebel.

Iain Abernethy interpretierte die Kata Heian Godan als Selbstverteidigungs-System im Nahkampf

Wie ungewöhnlich Iains Ansatz für „klassisch“ trainierende Karate-Ka ist, illustriert die Aussage eines Teilnehmers: „Bisher kannte ich Kata nur als Bewegungsfolgen. Es war das erste Mal, dass ich eine Kata am Partner mit sinnvollen Anwendungen erkannt habe.“ Abgeschlossen wurde der Samstag mit einer privaten Tour zu Fuß durch die Hamburger Innenstadt und den Hafen, um dem Gast bei bestem Sommerwetter auch ein paar Impressionen der schönsten Stadt der Welt mit auf den Weg zu geben.

Iain Abernethy und Knut Riedel

Tag 2

Am Sonntag folgte dann pure Selbstverteidigung. Veranstalter Knut Riedel hatte den Lehrgang bewusst auch für Nicht-Karate-Ka geöffnet und so sah man viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer in legerer Sportkleidung und nicht nur im klassischen Karate-Gi. Neben technischen Übungen war es Iain vor allem wichtig, den Unterschied zwischen einem echten Angriffs-Szenario und einem sportlichen Wettkampf klar zu machen: Reale Angreifer verfolgen ein bösartiges Ziel und halten sich gerade nicht an die Regeln von Anstand und Sportsgeist. Scheitern alle Deeskalations-Versuche, gilt es diesem Mindset mit größtmöglicher Aggressivität zu begegnen, den Angreifer gezielt außer Gefecht zu setzen und sich möglichst schnell in Sicherheit zu bringen. Die Teilnehmer:innen übten daher das automatisierte Einnehmen einer Schutzhaltung, den Drill verbaler Trigger für präventive Angriffe, um einem unmittelbar bevorstehenden Angriff zuvor zu kommen, sowie das konsequente Weglaufen. Weitere Themen waren das Entfernen von anderen aus einer Gefahrenzone sowie das Schlagen aus ungünstigen Positionen. Für viele der anwesenden Kampfsportler war das konsequente Bearbeiten von Handpratzen mit ungebremster Kraft noch etwas ungewohnt. Es setzte aber auch bisher ungekannte Energien frei und führte am Ende zu durchgängig glücklichen und erschöpften Gesichtern.

Fazit

Veranstalter und SVP-Mitglied Knut Riedel (4. Dan Karate und 1. Kyu Ju-Jutsu) zog ein sehr positives Fazit: Trotz zahlreicher Unsicherheiten und Auflagen durch Corona war der Lehrgang mit zusammengerechnet über 70 Teilnehmenden an beiden Tagen sehr gut besucht, es konnten auch viele Nicht-Karate-Ka angesprochen werden und die sehr positiven Rückmeldungen zahlreicher Teilnehmerinnen und Teilnehmer sprachen für sich. Auch Iain Abernethy war begeistert vom Enthusiasmus der Teilnehmer und angetan von der Schönheit Hamburgs.Für Mai und September 2022 sind bereits Termine für ein Wiedersehen und eine Fortsetzung vereinbart.

Text: Knut Riedel (SVP) / Fotos: Andreas Rasche (SVP)
Fotos Galerie: Andreas Rasche / Nils Günter / Knut Riedel

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